Auf dem Weg zur Pfarrei neuen Typs 2021 [Video]

Nachdem bereits 2016 der Start zur Bildung einer Pfarrei neuen Typs erfolgte, diese mit der Auftaktveranstaltung „Zukunftswerkstatt“ erweitert wurde, erfolgte nun am Samstag, dem 17. April in St. Hedwig die Vorstellung des neuen Konzepts, nachdem es schon drei Veranstaltungen in Mariä Hilf, St. Gallus und St. Pius gab. Die letzte dieser Veranstaltungen wird am 25. April 2021 um 10:30 in St. Markus stattfinden.

Hier nun die Aufzeichnung aus St. Hedwig am 17. April 2021.

Die Aufzeichnung ist auch auf unserem Youtube-Kanal zu sehen:

Wir werden Großpfarrei!

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Freund/innen unserer Gemeinde!

Wir – die Pfarrgemeinden St. Gallus, Maria Hilf, St. Pius im ehemaligen Pastoralen Raum „Gallus“ sowie die Pfarrei Mariä Himmelfahrt (mit St. Hedwig) in Griesheim und die Pfarrei Nied (St. Markus und Dreifaltigkeit), also insgesamt die Pfarreien von 3 Stadteilen – haben uns auf den Weg gemacht, „Großpfarrei“ bzw. „Pfarrei „neuen Typs“, wie es in der Sprache der Kirchenbürokratie heißt, zu werden. Als Gründungsdatum ist der 01. 01. 2023 angestrebt.

Das haben wir uns nicht selbst einfallen lassen, wir sind vielmehr durch das Bistum Limburg dazu gehalten. Das „Auftragsgespräch“ hat bereits stattgefunden. Die Steuerungsgruppe hat bereits getagt. Die verschiedenen Projektgruppen werden derzeit gebildet. Corona hat uns etwas ausgebremst, aber wir versuchen, weiter voranzugehen.

Manche sehen diesem Prozess optimistisch entgegen, andere sehen ihn mit Sorge. Nicht zu verkennen ist, dass es in unseren bisherigen Gemeinden immer schwieriger wird, Aktive für das das kirchliche Leben zu finden (z.B. genügend Kandidat/inn/en für PGR und VRK, Helfer/innen für die Feste, etc.). – Wie auch immer, es kommt alles darauf an, dass wir diesen Prozess für unsere Gemeinschaften und unsere Gemeindemitglieder so gut gestalten, so dass diese weiter ein Gefühl von Beheimatung haben können.

Unser Bischof wird hier nicht müde zu betonen, dass die zukünftigen Pfarreien keine Pfarrgemeinden sind. Viel Frust in den neuen Gemeinden und ihren Gremien kommt m. E. daher, dass dies nicht genügend verstanden wird und man versucht, Gemeinde auf höherer Ebene, in einem größeren Einzugsgebiet zu leben (was dann nichts Anderes wäre als ein unguter Zentralismus!). Nein, die bisherigen Gemeinden bleiben! Zumindest solange, wie Leben in ihnen ist! Die Großpfarrei kann sie nicht ersetzen! Neben ihnen bzw. in ihnen soll allerdings nach weiteren „Orten kirchlichen Lebens“ Ausschau gehalten und diese, wo möglich, gebildet werden. So könnte es etwa eine „Kindergartengemeinde“ geben, bestehend aus Eltern (Großeltern), Kinder und Erzieherinnen, die gemeinsam ihren Glauben leben wollen und nicht nur einmal im Jahr St. Martin feiern.

So oder so wird alles darauf ankommen, ob es zukünftig in unseren Gemeinden/Kirchorten weiter genügend Gläubige gibt, die ihren Glauben miteinander (und mit den Menschen im jeweiligen Stadtteil) leben wollen. Das können durchaus kleine aktive Gruppen sein! Jesus spricht ja im Evangelium, von der „kleinen Herde“, die keine Furcht haben soll (Lk, 12, 33)! Wenn diese Gruppen und Gemeinschaften klug sind, dann werden sich für diese sogar weitere Spielräume der Gestaltung eröffnen. Da der Pfarrer und das Pastoralteam ja in Zukunft „weiter weg“ sind und nicht mehr jederzeit alles sehen und „im Griff“ haben. Auch wenn die „Hauptamtlichen“ weiter gehalten sind, die Nähe zu den Menschen vor Ort zu suchen und zu pflegen, könnte dies die Stunde der „Ehrenamtlichen“ sein!

Was mir natürlich Sorgen macht, ist der anhaltende Erosionsprozess des Gemeindelebens. Unsere Gemeinden überaltern zunehmend, die Gottesdienste werden leerer, die Aktiven, wie gesagt, weniger! Hierfür gibt es vielfache Gründe! Die kirchlichen Skandale! Die gesellschaftliche Großwetterlage! Das schwindende Glaubenswissen (es gibt nicht selten einen „religiösen Analphabetismus“ unter den Mitgliedern) und die schwindende Glaubenspraxis bei denen, die noch „irgendwie“ dazugehören. Die mangelnde Bindekraft!

Trotzdem möchte ich nicht zu denen gehören, die unseren Gemeinden die Totenglocke läuten wollen. In unseren Gemeinden ist immer noch mehr möglich als manche, gerade auf der Bistumsebene, sehen wollen. Auch viele innovative Projekte in den Gemeinden! „Mehr als du siehst!“

Geben wir uns einen Ruck! Arbeiten wir daran weiter! Eines ist sicher: Die neue Großpfarrei bietet den Gemeinden vor Ort dafür vielfache Möglichkeiten der Kooperation! Denken wir nur an die Internationalen Tage der Begegnung! Engstirniges Kirchturmdenken sollten wir dabei hinter uns lassen! Denn dies hat ganz bestimmt keine Zukunft!

Ostern ist das Fest des neuen Lebens und der neuen Zukunft! Gehen wir diese – bei allem Realismus – mutig und mit Zuversicht an!

Gesegnete Feiertage!

Ihr Pfarrer Rolf Glaser